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Die Magie des Lächelns

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Westafrika und die Magie des Lächelns

Kaum ein Westeuropäer kann sich vorstellen, wie ansteckend ein Lächeln sein kann. Für uns, zumindest in der Schweiz, muss es schon gute Gründe zum Lachen geben! Ein guter Witz vielleicht oder eine vermeintlich unpassende Situation kann uns zum Lächeln bringen. Vielleicht ein Besuch, über den wir uns freuen.

Ganz anders in Westafrika! Dort gehört das Lächeln zum Alltag und macht die Strapazen des Überlebenskampfes wohl ein wenig erträglicher. Man geht den Weg entlang und wird sofort mit einem Lächeln begrüßt, sobald man einem anderen Menschen begegnet. Meist mit den Worten «Ça va» oder für uns frei übersetzt «Wie geht es dir». Ja und man muss antworten! Man muss zurücklächeln und bestätigen, dass es einem gut geht! Vielleicht hat das etwas mit alter Psychologie zu tun! Ich kann es mir nicht anders erklären.

Diese «Ça va»-Frage mit dem Lächeln im Gesicht tut mir gut. Sie löst bei mir auch ein Lächeln aus, das ich erwidern muss oder sollte! Nein, es ist kein Muss, denn auch mein Lächeln tut mir gut und auch dem, dem ich es schenken darf.

Sehr oft ist es so, dass wir als Weiße nicht nur angesprochen werden, um das «Ça va» auszutauschen. Nein, man möchte sehr gerne weiter mit uns reden. Und diese Annäherung geschieht meistens so, dass man etwas in den Raum stellt! Und man versucht, uns so einzufangen, dass wir eigentlich Freunde sein könnten. Ganz schnell sind wir «mon ami» oder «grand frère». Ja, das ist uns vielleicht fremd, aber es kann auch ansteckend sein, ein Freund zu sein. Da wird die Hand zum Handschlag gereicht und dazu gelacht oder die Faust geballt, um zu sagen, dass man sich mag. Je nach Region oder Alter. Diese ungezwungene Gestik und Mimik bringt einen wirklich näher. Das Gefühl des Interesses füreinander ist wohl so gewollt. Die Natur hier verlangt wohl, dass man einander nicht gleichgültig sein kann.

Eine kühle Distanz, wie wir sie von zu Hause kennen, hat hier sicher große Nachteile im täglichen Leben oder Überleben. Es ist immer gut, einen großen Bruder zu haben, auf den man sich verlassen kann! Es ist ein großer Vorteil, nicht allein zu sein. Allein zu sein ist ein großer Nachteil! In Afrika ist nicht wie bei uns der Staat für mein Leben verantwortlich! Hier hilft man sich gegenseitig, auch wenn man nicht viel hat. Das fängt schon bei der Nahrungsbeschaffung an. Der eine ist Fischer, der andere hat einen Garten. Hier werden die Waren nicht in einem Supermarkt gesammelt, damit man inkognito einkaufen kann. Die Waren werden zuerst in der Familie oder im Clan untereinander getauscht und nur das, was übrig bleibt, wird Fremden angeboten.Wenn wir das so analysieren, kommen wir sehr schnell zu der Frage, ob Menschen, die viel lächeln, mehr Freunde oder «große Brüder» haben? Der Kreis derer, die sich gegenseitig bevorzugen, ist also größer. Menschen, die immer nur Trübsal blasen oder in allem nur das Negative sehen, wären hier sehr einsam und damit kaum überlebensfähig.

Es ist auch nicht die Schuld der anderen, dass es ihnen schlecht geht! Sehr oft ergeben sie sich einfach dem Schicksal. Vielleicht ist es gottgewollt, dass sie so leben müssen. Wir haben auch oft erlebt, dass Menschen mit Behinderung nicht einfach weggesperrt werden. Sie werden akzeptiert und in der Familie wird so gut wie möglich für sie gesorgt.

Wir wissen, dass sie gerne Menschen aus Europa als «große Brüder» haben, weil sie glauben, dass diese großen Brüder viel mehr haben als sie und dass man als großer Bruder teilen muss. Für unsere Lebenseinstellung ist das ein Widerspruch in sich, denn wir teilen nicht gerne und häufen möglichst selbst ein großes Vermögen an. Wir glauben, es täte uns weh, wenn wir von unseren Ersparnissen etwas abgeben müssten. Sehr schnell geraten wir in Konflikt mit unserem Denken, dass wir das, was wir geben, vielleicht selbst wieder brauchen. Wir denken nicht von heute auf morgen, wie hier in Westafrika. Wir denken schon mit 20 Jahren an die Rente, die vielleicht in 50 Jahren kommt. Wir glauben, dass wir uns nur auf uns selbst verlassen können. Deshalb fällt es uns so schwer, etwas abzugeben, weil wir nur uns selbst vertrauen. Deshalb haben wir es auch nicht nötig, den anderen mit einem Lächeln und den Worten «Ça va» zu begegnen. Vielleicht verzichten wir dafür auf viele Glücksmomente?

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