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Guinea II

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Guinea zum 2. Mal

Wieder in Guinea, im Land der schönen Landschaften und der unberechenbaren Straßen. Da es in Guinea zur Zeit nur eine Straße gibt, die ohne größere Probleme befahrbar ist, sind wir gezwungen, den gleichen Weg bis «Koundara» unter die Räder zu nehmen, wie wir gekommen sind. Das heißt, gute Asphaltstrecken bis hin zu extrem schlechten Pisten, die dem Fahrzeug alles abverlangen. Das heißt aber auch, dass die Geschwindigkeit so reduziert werden muss, dass man als Fußgänger kaum langsamer unterwegs wäre. Straßen, die nur noch aus ausgewaschenen Löchern bestehen und einen dazu zwingen, als Slalomfahrer an der guineischen Slalommeisterschaft teilzunehmen! Gut, es gibt Taxifahrer in Guinea, die diese Disziplin so gut beherrschen, dass sie einen gleichzeitig links und rechts überholen. Manchmal sieht man sie später mit defektem Radlager oder gar eingedrückter Ölwanne wieder! Das Motto dieser Fahrer lautet, wie man oft am Heck des Fahrzeugs lesen kann: «Mein Gott ist groß und er beschützt mich».

In den Kombis der Marken Renault, Peugeot oder ähnlichem finden nicht selten über 10 Personen im Fahrzeug selber Platz, das Dach über einen Meter hoch mit Material gefüllt, um auf diesem Material nochmals 4 Personen Platz zu finden. Wie die Fahrzeuge das gewichtsmäßig auf diesen schlechten Pisten überhaupt aushalten, ist uns ein Rätsel.

Ein Rätsel das wir lösen konnten! Vorne unten an der «A-Säule» ist ein Rundrohr angeschweißt, damit sich die A-Säule durch das Gewicht nicht nach außen verbiegen kann. Weitere sichtbare Änderungen sind, dass das Fahrwerk um ca. 10 cm angehoben wird.

Bei diesen halsbrecherischen Fahrten werden die Menschen auf dem Dach, die wohl über 2,5 Meter höher als die Radnabe sitzen, nach Aussagen von Einheimischen auch ab und zu in den Tod geschleudert. Aber Alla ist groß und beschützt uns!

Brücke Gottes

Le Pont de Dieu, wie die Brücke auf Französisch genannt wird, liegt ca. 7km außerhalb der Stadt «Dalaba», die wir schon auf der Hinfahrt als angenehmen Ort empfunden haben, da man in einem Hotelparkanlage des «Hotel du Fouta» mit «Trudi» gut stehen kann und einen weiten Blick in die schöne Landschaft hat. Auch das Klima auf 1200m ist für uns Europäer sehr angenehm, da es nachts auf 17° abkühlt und wir im Bett wieder die Bettdecke bis zum Kopf ziehen können.

Nach einer anstrengenden Fahrt über die löchrige Teerstraße und dem bestandenen Slalomdiplom durften wir uns wieder auf dem schönen Hotelgelände niederlassen. Von hier aus wollten wir die „Brücke Gottes“ besuchen. Da wir die 7 km lange Strecke nicht selber laufen wollten und wir der Meinung waren, dass unsere Trudi schon genug gelitten hat, fragten wir im Ort Dalaba nach einem Taxi, das uns zur Brücke bringen sollte.

Dass diese Entscheidung absolut richtig war, stellte sich während der Taxifahrt heraus. Erstens war die Piste zur Brücke so schlecht und teilweise so schmal, dass wir sie ohne große Anstrengung kaum hätten bewältigen können. Zweitens können wir im Nachhinein nicht garantieren, ob wir durch das Dickicht überhaupt die richtige Piste gefunden hätten. Die Piste war teilweise schlechter als bei uns ein Bachbett und verlangte Fahrzeug, Fahrer und Passagieren alles ab.

Aber die Fahrt hat sich gelohnt! Die Landschaft mit ihren Gärten hat uns beeindruckt. Auch die Wasserläufe, die sich durch den Fels gefressen und eine Brücke geschaffen haben, sind für uns eine Augenweide. Danke an den Taxifahrer und seine Fahrkünste, dass wir das erleben durften,

Der Wasserfall «Chutes de Kambadaga».

Dass es in Guinea viele Wasserfälle gibt, ist sowohl auf die bergige Landschaft als auch auf den Wasserreichtum zurückzuführen. Leider sind die Wasserfälle meist sehr schwer zugänglich und nach Aussagen vieler Reisender auch sehr oft mit negativen Erlebnissen behaftet. Es ist eigentlich verwunderlich, dass die Tourismusverantwortlichen in Guinea daran nichts ändern, denn Wasserfälle sind für fast jeden Touristen ein faszinierendes Erlebnis.

Nach unserem Aufenthalt in Dalaba machten wir uns auf den Weg, einen solchen Wasserfall zu besuchen. Einige ältere Berichte beschreiben den Weg dorthin als relativ einfach zu befahren, neuere Berichte weisen jedoch darauf hin, dass die Piste teilweise sehr schlecht ist. Leider mussten wir den neueren Berichten Recht geben. Nach ca. 40 km Teerstraße zweigt eine ca. 20 km lange Piste zum Wasserfall ab. Diese Strecke war teilweise mit schwierigen Passagen gespickt, die unsere «Trudi» mit viel Leid über sich ergehen lassen musste. Fast am Ziel angekommen, standen wir vor einer Passage, die so steil abwärts ging und so ausgewaschen war, dass ich Angst hatte, wenn ich in eine Wasserrinne falle, könnte unser Fahrzeug auf die Seite kippen. Die Furchen in diesen Passagen waren bestimmt 40 cm tief vom Wasser ausgewaschen.

Runter, ja, das ging, aber rauf? Da diese Passage so steil war und sich der Untergrund teilweise auch noch locker anfühlte, war mir klar, dass dies ein Unternehmen mit großem Risiko werden würde. Meine Frage an die anderen, müssen wir das machen? Oder sollten wir nicht lieber umkehren, da das Risiko, was passieren könnte, doch sehr hoch war?

Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass uns im letzten Dorf junge Männer anhalten wollten und wahrscheinlich Geld für den Besuch des Wasserfalls verlangten. Da dies in den Berichten so beschrieben wurde, beschloss ich diese Männer einfach zu ignorieren und weiterzufahren, was wir sonst nie machen. In der Zwischenzeit überholten uns aber 3 Motorräder mit 6 Männern, die nun in der Nähe des Wasserfalls standen, um uns zu begleiten. Schnell stellte sich heraus, dass sie Geld für den Besuch des Wasserfalls wollten. Ihre Vorstellung war, dass pro Person 100`000 Guinea Franc bezahlt werden sollten. Außerdem wollten sie unbedingt, dass wir diese steile Passage hinunter gehen, damit wir unten übernachten können.

Für uns war das Ganze etwas suspekt, denn entweder müssten wir durch den Fluss auf die andere Seite, um die Piste weiter zu befahren, oder wir müssten den steilen Hang wieder hochfahren, was ein großes Risiko wäre. Ingo lief los, um den Wasserfall zu fotografieren und die Gegend zu erkunden, wie wir durch den Fluss fahren könnten. Leider lag jetzt ein großer Felsbrocken auf der anderen Seite des Flusses, wo wir wieder hätten rausfahren können. Die Begleiter sagten Ingo, dass sie den Felsbrocken wegziehen könnten, damit wir den Fluss als Furt benutzen könnten.

Was war der Hintergrund? Der Felsen im Fluss, die steile Passage zum Wasser mit tiefen Furchen und einer Breite von ca. 2,2m, die überhaupt befahrbar ist. Seitlich steil abfallende Furchen und auf der anderen Seite Bäume, deren Äste so tief hingen, dass sie unsere Trudi wahrscheinlich beschädigt hätten.

Ich versuchte mit den jungen Männern ins Gespräch zu kommen, um ihnen zu erklären, dass uns das hier nicht passt und dass sie sicher kein Geld für Nichtstun bekommen würden. Ich verlangte eine Genehmigung der Gemeinde oder einer anderen Behörde, dass gerade Sie Geld verlangen dürfen. Die konnten sie natürlich nicht vorweisen und überredeten mich immer wieder, doch runter zu gehen. Ich ging mit Adia die 150 Meter zum Wasser. An dieser Stelle war der Wasserfall noch nicht zu sehen und schon wurde ich wieder zur Kasse gebeten. Das war für mich der Punkt, wo ich wusste, hier zu bleiben wäre sicher falsch. Ich erklärte ihnen auch, wenn sie schon Geld verlangen, warum sie den Zugang zum Wasser nicht besser befahrbar machen! Warum benutzen sie die schöne Umgebung als Müllhalde und schaffen keine Ordnung? Ja, das wäre ein Grund zu zahlen. Die Antworten lagen auf der Hand. Erst gestern sei eine große Gruppe zum Wasserfall gekommen und sie hätten keine Zeit gehabt, den Platz zu säubern. Auch den Weg wollen sie morgen besser machen! Auf weitere Details der Diskussionen gehe ich hier nicht ein.

Leider haben Christine und ich den Wasserfall am Ende nicht mehr gesehen, nur Ingo konnte ein paar Fotos von oben machen, wo der Wasserfall in die Tiefe fällt.

Wir sind uns bewusst, dass wir Touristen sind und die Gepflogenheiten eines Landes respektieren müssen. Aber wenn unser Bauchgefühl solche Warnungen in uns aufsteigen lässt, verzichten wir lieber auf das Bestaunen eines Naturschauspiels, auch wenn es für uns ein herber Schlag war. Mit gemischten Gefühlen traten wir die Rückfahrt an und waren froh, wieder eine Teerstraße vorzufinden, wenn auch mit vielen Löchern.

Der Afrika-Cup

Vom Wasserfall aus ging es weiter Richtung Nordwesten. Der nächste größere Ort war Pita. Hier sollten wir für das schlechte Erlebnis am Wasserfall entschädigt werden. Im Ort angekommen fuhren wir direkt in die im «ioverlander» beschriebene Anlage, die von den Europäern für die Kinder des Ortes gebaut wurde. Schon die Einfahrt war wegen der komischen Hupps fast ein Abenteuer. Wir wurden herzlich empfangen und waren erstaunt, wie sauber die Anlage war. Es gab auch ein kleines Restaurant, das so eingerichtet war, dass wir uns als Europäer wohlfühlen konnten. An der Tür hing ein schönes Schild mit Spießen, die mir sofort ins Auge fielen. Also sich was gönnen war die Devise. Wir bestellten 3 solcher Spiesschen und waren voller Hoffnung, da wir dann unser Abendessen nicht selbst zubereiten mussten. Bestellung aufgegeben und das Warten begann. Nach über einer halben Stunde kam plötzlich eine andere Kellnerin, die wir schon vor ca. 5 Minuten gesehen hatten. Das war wohl die Chefin. Sie fragte noch einmal was wir wollten. Spiesse mit Pommes und Gemüse oder ohne Pommes und Gemüse. 1 oder 2 Spiesse und noch viele Fragen mehr. Nachdem alles geklärt war ging sie und wir dachten jetzt kommt das Essen bestimmt schnell. Nach einer weiteren Stunde erlaubte ich mir zu fragen wann das Essen kommt. Ja es ist fast fertig in 5 Minuten wollen sie es bringen. Aus den 5 Minuten wurden wieder 35 Minuten. Über 2 Stunden warteten wir auf die Spieße mit Pommes, ein Leckerbissen waren nur die Pommes und die Tomaten. Adia hat der Rest am meisten geschmeckt. Das Fleisch war so zäh, dass nicht einmal die scharfen Messer es voneinander trennen konnten, geschweige denn unsere Zähne es zerbeißen konnten.

Meckern wäre falsch, denn wir hätten es besser wissen müssen. Aber die Beschreibung an der Tür sah so lecker aus, dass wir es noch einmal versuchen wollten.

Um 17 Uhr sollte das Achtelfinalspiel des Afrika Cups beginnen. Guinea gegen Äquatorialguinea hieß das Spiel. Auch da wollten wir dabei sein. Auch wir hofften auf einen Sieg Guineas, denn dann könnten wir erleben, wie es in Afrika zugeht, wenn ein Fußballspiel gewonnen wird. In der 90. Minute stand es immer noch 0:0. Die Stadionuhr zeigte an das noch 8 Minuten zu spielen waren. Die Zeit verging und plötzlich noch 8 Minuten, eine Flanke von links und ein Kopfball! TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOR für Guinea.

Die Welt in Pita, wo wir standen, war nicht mehr wiederzuerkennen. Man kann es kaum beschreiben! Das Glücksgefühl, das die Menschen hier empfunden haben müssen, ist für mich hier unbeschreiblich. Es gibt kaum etwas Vergleichbares.

Richtung Senegal

Es gibt sie noch, die guten Straßen in Guinea. Nach ca. 10 km wird die Straße immer besser und plötzlich ohne nennenswerte Löcher. Richtung Senegal war die Grenzabfertigung schon 25 km vor der eigentlichen Grenze. Zum Glück verlief alles ohne nennenswerte Zwischenfälle und wir konnten mit viel Schabernack mit den Beamten die Grenzabfertigung hinter uns bringen. Nur das Büro des großen Zollchefs war voller Geschenke und ein Jugendlicher musste dem Zollchef eine (Iwatch) Digitaluhr, die er wohl geschenkt bekommen hatte, mit seinem Handy verbinden. Was solls, ich erlaube mir keinen Kommentar, aber Korruption ist in ganz Afrika allgegenwärtig und wohl ein großes Übel der Gesellschaft.

25 km gute Teerstraße und wieder ein Zoll von Guinea. Der Pass wird wieder abgestempelt und unser A4 Blatt mit dem Visum von Guinea wird uns abgenommen.

Weiter im Niemandsland wieder ca. 25 km bis zur senegalesischen Grenze. Als erstes mussten wir uns die Hände desinfizieren. Dann zum nächsten Posten Polizei. Die haben uns den Stempel für die Einreise in den Senegal in den Pass gemacht. Dann eine Gesundheitskontrolle (wie auch immer) dieser Beamte wollte hinten in den Kofferraum schauen. Alles in Ordnung und weiter zur nächsten Zollstation. Das Carnet wurde sehr effizient abgestempelt und schon wurden wir von der Grenzstelle in den Senegal entlassen.

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