Reisen ins Abenteuer – Warum gerade Schwarzafrika?
Die Suche nach dem Andersartigen und Unbekannten treibt uns an. Doch immer wieder hallen die besorgten Fragen unserer Freunde und Bekannten wider: Ist das nicht gefährlich? Seid ihr euch der Gefahr bewusst, ist das nicht gar verantwortungslos? Genau diese Fragen spiegeln die tief verwurzelten Ängste wider, die wir gegenüber dem afrikanischen Kontinent hegen. Warum erscheint uns die Bevölkerung dort gefährlicher als Menschen in Europa? Ich möchte versuchen, einige philosophische Antworten zu finden.
Unsere Wahrnehmung ist getäuscht.
Die Bilder, die uns von Afrika erreichen, sind fast ausnahmslos negativ: Krieg, Hunger, extreme Armut. So entsteht der Eindruck, der gesamte Kontinent sei von diesen Plagen heimgesucht. Doch entspricht diese Wahrnehmung der Realität? Herrscht wirklich überall Krieg? Oder leben die Menschen in Afrika, auch wenn oft in bescheidenen Verhältnissen, mehrheitlich respektvoll und friedfertig miteinander?
Unsere eigenen Reiseerfahrungen zeichnen ein anderes Bild. Fast überall begegnete uns eine Offenheit und ein respektvoller Umgang. Oft fühlten wir uns als "Ami" (Freund) willkommen. Natürlich gab es auch weniger angenehme Begegnungen, doch diese waren selten und kaum erwähnenswert. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass wir niemals in Kriegsgebiete reisen würden. Selbst wenn, wie erlebt, ein Militärputsch stattfindet, nimmt man dies vor Ort ganz anders wahr als in der späteren Berichterstattung der Presse. Solche Ereignisse konzentrieren sich meist auf die Hauptstädte, während sie das Leben der Menschen auf dem Land kaum berühren. Hilfe von Putschisten erwarten sie ohnehin nicht. Aus unserer Erfahrung können wir sagen, dass Begegnungen auf ländlichen Strassen fast ausschliesslich positiv sind. Ausnahmen bilden manchmal Polizeikontrollen, die "Geschenke" erwarten, weil ihre Soldzahlungen ausbleiben. Doch mit einem Lächeln und Geduld lassen sich solche Situationen oft ins Positive wenden.
Hilfsbereitschaft und dem Fremden Gutes tun – das ist Ubuntu.
Auf unseren Reisen erleben wir immer wieder eine beeindruckende Hilfsbereitschaft und den Wunsch, Fremden Gutes zu tun. Vielleicht ist es an der Zeit, das Wort Ubuntu zu erwähnen – die afrikanische Lebensphilosophie des "Wir".
Wir sind alle miteinander verbunden. Ein vollständig isoliertes Leben, das gleichzeitig glücklich macht, ist unmöglich. Wir sind eben "soziale Tiere". Ubuntu ist eine Lebensphilosophie, die man in Afrika spüren kann. Sie basiert auf diesem Prinzip und fördert einen achtsamen Umgang miteinander.
Gerade diese Lebenseinstellung macht den afrikanischen Kontinent so interessant und liebenswert. Diese Philosophie gegenüber Fremden scheint in Europa weitgehend verloren gegangen zu sein. Egoismus und Habgier scheinen unsere Leitworte geworden zu sein. Wir leben in der ständigen Angst, etwas zu verlieren, und verlieren dabei die Empathie für unsere Mitmenschen, die Grosszügigkeit und die Erfahrung der Nächstenliebe.
Das Abenteuer berührt unser Herz.
Eine Reise nach Afrika wird immer ein Abenteuer bleiben. Doch es ist ein Abenteuer, das meist unser Herz berührt und uns den Menschen näherbringt. Es lehrt uns, dass nicht nur Habgier und Verlustängste die Welt regieren. Wir begegnen unzähligen Menschen, die uns trotz grosser Armut und widriger Umstände ein Lächeln schenken, uns willkommen heissen oder uns gar als Freunde bezeichnen. Dieses Abenteuer kann unsere gesamte Weltanschauung verändern, unser Handeln beeinflussen und den Wunsch nach Frieden und Zusammenhalt beflügeln.
Nicht die Hautfarbe macht einen Menschen gut oder schlecht, nicht seine Sprache oder Kultur, sondern sein Handeln. Oft erleben wir im Handeln der Afrikaner viel mehr Nächstenliebe und Verständnis für Andersartige, als wir es in Europa erfahren. Gerade diese Grundwerte der Bibel scheinen uns hier fremd geworden zu sein. Und vor diesem Hintergrund habe ich manchmal das Gefühl, dass wir uns eigentlich vor uns selbst, vor unserer egoistischen Lebenshaltung, fürchten müssten.