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Zwei Frauen

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Liebe kennt viele Formen – Eindrücke aus Sierra Leone

Afrika zu bereisen, bedeutet nicht nur, wunderschöne Landschaften zu sehen – von endlosen Stränden, die wie Postkartenmotive wirken, bis zu Bergregionen voller wilder Schönheit. Es bedeutet auch, Menschen zu begegnen, die Spuren hinterlassen.

In Sierra Leone, einem Land, in dem man kaum verschleierte Frauen sieht, begegnet man lebensfrohen Menschen, die fast immer ein Lächeln auf den Lippen tragen. Oft sitzen wir mit Einheimischen zusammen, hören ihre Geschichten – über Familie, Liebe und Verantwortung. Und immer wieder fällt derselbe Satz:

„Ich habe zwei Frauen … manchmal auch drei.“

Für uns Europäer klingt das zunächst befremdlich. Doch hier ist es Alltag. Polygamie ist kein Geheimnis, kein Tabu. Sie ist Teil des Lebens – tief verwoben mit Religion, Tradition und der Geschichte dieses Landes.

Ein Mann, der mehrere Frauen hat, gilt als stark. Nicht, weil er prahlt, sondern weil er Verantwortung übernimmt – für Kinder, für Versorgung, für die Gemeinschaft. In den Dörfern leben die Frauen oft Seite an Seite, jede mit ihrem eigenen kleinen Zuhause, mit Garten, Herd und Kindern – und doch verbunden durch denselben Mann. Sie lachen miteinander, helfen sich gegenseitig, teilen das, was das Leben bringt.

Und doch bleibt eine leise Frage: Was ist mit den Männern, die keine Frau finden?

Die Jungen, die arbeiten, hoffen, warten? Viele können sich eine Familie schlicht nicht leisten. Arbeit ist knapp, Einkommen gering. Manche ziehen in die Stadt oder ins Ausland – in der Hoffnung, eines Tages genug zu haben, um auch zu heiraten.

Trotz dieser Ungleichgewichte wirkt das System erstaunlich stabil. Vielleicht, weil es von gegenseitiger Akzeptanz getragen wird – von einem stillen Einverständnis, dass jeder seinen Platz hat. Familie ist hier weniger Besitz als Verbundenheit.

In den Städten spürt man den Wandel. Junge Frauen sagen selbstbewusst:

„Ich teile keinen Mann.“

Bildung, Unabhängigkeit und neue Lebensformen verändern langsam die Gesellschaft. Doch auf dem Land lebt die Tradition weiter – stark, unbeirrbar, tief im Herzen der Menschen.

So ist Sierra Leone: ein Land zwischen gestern und morgen, zwischen alten Werten und neuen Wegen. Und wir lernen – wieder einmal –, dass Liebe viele Formen kennt. Dass sie nicht immer unserer Vorstellung folgen muss, um echt zu sein. Und dass Respekt vielleicht das ist, was überall gleich bedeutet – ob in Freetown oder in Wangen an der Aare.

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