Senegal ist das Land, das bisher auf stabile politische Verhältnisse zurückblicken kann. Er gilt als Musterschüler und Vorbild für Demokratie unter den afrikanischen Staaten. Leider gibt es auch hier, wie in anderen Staaten Afrikas, andere Bestrebungen. Gerade heute Morgen haben wir wieder eine solche Meldung bekommen, dass im Senegal die Wahlen verschoben werden sollen. Diese waren eigentlich für Ende Februar geplant und sollen nun auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Als Reisender fragt man sich schon, was hier noch alles passieren wird und ob das Volk das so akzeptieren wird. Hoffen wir das Beste für Senegal.
Wir schreiben lieber über unsere Reiseerlebnisse für die wir unterwegs sind. Wie die Geschichte eines jungen Mannes, der gerne als «Tik Toker» oder «Instagram Star» in die Geschichte eingehen möchte. Auf seine 100 Follower ist er jedenfalls sehr stolz. Nachdem wir die Grenze zu Guinea überquert hatten, suchten wir einen Platz zum Übernachten und fanden ein großes freies Feld mit ein paar Bäumen, unter denen wir uns niederlassen wollten. Dass in der Nähe ein Dorf war, störte uns nicht weiter, da wir mit der Bevölkerung immer nur positive Erfahrungen gemacht haben. Und wie üblich bekamen wir nach relativ kurzer Zeit auch Besuch aus dem Dorf, die mal sehen wollten, was für komische Leute mit komischen Fahrzeugen sich da auf dem Feld unter den Baum stellen. Wie immer begann ein kurzes Gespräch mit der Frage, ob sie aus dem Dorf seien und ob es in Ordnung sei, wenn wir hier stehen blieben. Die Antwort war wie immer eindeutig, sie freuen sich, wenn wir hier halten und es ist auch sehr ruhig und sicher hier.
Nun ging das Gespräch weiter und wir merkten, dass sie immer wieder ins Auto schauen wollten, um zu sehen was da wohl drin ist. Wie schon so oft luden wir sie ein, unser Auto von innen zu besichtigen. Nun ging es los. Der junge Mann, der die Gelegenheit nutzte, um seine Popularität auf Instagram zu steigern, konnte eine interessante Geschichte über das Innere eines Wohnmobils erzählen. Seine Faxen und Grimassen dabei konnten wir nur dahingehend deuten, dass dies wohl zum Gehabe solcher Tik Toker gehört. Am Ende war es auch für uns lustig wie und was er alles filmen wollte und welche Kommentare er dazu abgab. Vielleicht würde er sich über einen Besuch auf Facebook oder so freuen.
Wir erfuhren von ihm aber auch, dass er gerne seine Schwester mit nach Europa geben würde. Und so kamen wir ins Gespräch über Armut und den Traum, dass Europa das Paradies sein müsse. Und wir sind überzeugt, dass sie alles tun würden, um diesen Traum wahr werden zu lassen. Damit wäre auch das Thema Prostitution und der damit verbundene Menschenhandel abgehandelt, ohne in die Tiefe zu gehen.
«Adia» und die Affen im Senegal
Wir wissen nicht, ob «Adia» in ihrem jetzigen Leben schon einmal mit Affen in Kontakt gekommen ist. Jedenfalls glauben wir, dass sie in ihrem früheren Leben mit den Pygmäen auf Affenjagd gegangen sein muss.
Vielleicht sollten wir hier ganz kurz erklären, dass «Adia» ein «Basenji» ist. Diese Hunderasse hat einige Eigenschaften, die nur Basenjis haben, z.B. dass sie nie bellen. Sie sind lautlose und sehr erfolgreiche Jäger, die den Pygmäen helfen das Wild aus dem Dickicht auf einsehbares Gelände zu treiben. Hier können die Pygmäen das Wild mit ihrem Blasrohr oder Peilbogen besser erlegen.
Auch Affen gehören wahrscheinlich zu den Tieren, die auf diese Weise von den Pygmäen gejagt werden. Als Adia zum ersten Mal einen Affen sah, trauten wir unseren Augen kaum. Sie verfiel in ein Jagdfieber, wie wir es noch nie von ihr gesehen oder gehört hatten. Ihre Nervosität wurde so groß, dass sie sich fast im Hundegeschirr aufgehängt hätte. Die Laute, die sie von sich gab, klangen wie ein lautes Winseln, als wollten wir sie quälen, wurden immer lauter. Von links nach rechts, von rechts nach links und die Zunge so weit herausgestreckt, dass wir dachten, sie würde fast verdursten.
Auf all unser Zureden und Beruhigen hatte sie nicht reagiert. Also gab es nur noch eine Lösung, um sie aus dem absoluten Jagdfieber zu holen, «Wasser». Ich ging ins Auto, holte den Lappen aus dem Bad und machte ihn ganz nass. Nun lief ich zu Adia und wickelte sie in das nasse Tuch ein. Zum Glück half diese Schockbehandlung, dass sie sich etwas beruhigte und zumindest die Zunge wieder kürzer wurde. Das Winseln wurde etwas leiser, aber ganz ruhig wurde sie nicht. Die Tatsache, dass die ganze Affenfamilie das mitbekommen hatte, trug sicher noch mehr dazu bei, dass das Jagdfieber so ausartete. Zum Teil kamen sie in den Bäumen auf uns zu und zeigten Adia ihre Zähne um ihr zu sagen, wenn du uns zu nahe kommst, dann bekommst du unseren Biss zu spüren. Und so einen Biss möchte ich lieber nicht spüren und Adia glaube ich auch nicht. Zum Glück verschwanden die Affen nach einiger Zeit wieder, um sich auf den Baum zu setzen, wo sie wohl übernachten wollten. Nach einiger Zeit kam auch Adia wieder zur Ruhe.
Nilpferd, Flusspferd oder Hippopotamus.
Alle drei Namen sind korrekt und bezeichnen dasselbe Tier. Nach meinen Recherchen im Internet soll der Name «Flusspferd» der ursprüngliche Name des Dickhäuters sein, da er erstmals an den Ufern des Nils beschrieben wurde. Heute soll es dort keine Nilpferde mehr geben, aber wir dürfen das Tier immer noch so nennen. Wir Reisende nennen das Tier aber lieber Hippos, weil dieser Name in allen Sprachen hier verstanden wird.
Der Gambia River, ein Fluss, an dem man noch Flusspferde beobachten kann. Aber auch hier sind sie vom Aussterben bedroht, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Zum einen natürlich der Druck der Zivilisation, der auch hier besonders spürbar ist. Durch Zäune, Umweltverschmutzung, Lärm sowie die auch hier immer weiter fortschreitende nächtliche Beleuchtung wird ihr Lebensraum stark eingeschränkt. Aber auch durch Wilderer, die das Elfenbein der Zähne schätzen, da sich damit sehr gut Geld verdienen lässt. Dieses traurige Kapitel der Wilderei ist nicht nur in Westafrika bekannt.
Es gibt aber noch eine andere Art der Wilderei, die für den Lebensraum der Tiere genauso schädlich ist. Das Wort für diese Wilderei ist «Feuer». Dieses umschriebene Verhalten der Menschen hier ist allgegenwärtig. Die Menschen brauchen Feuerholz, um ihr Essen zu kochen etc. Dieses Brennholz wird zum Teil geschlagen und nach Hause geschleppt. Zum Teil wird es zu Holzkohle verarbeitet und in Säcken verkauft. Da der Baumbestand so dezimiert ist, wird das Holz auch in geschützten Gebieten gesammelt, obwohl dies eigentlich verboten ist. Um besser an größere Holzstücke zu kommen, wird kurzerhand das Dickicht abgebrannt. In Guinea hat man ganze Baumstämme verkohlen lassen, um dann die entstandenen Kohlestücke einzusammeln und in Säcke zu verpacken. Dass dabei viel wertvolles Holz verloren ging, störte niemanden. Die Herstellung von Holzkohle in Holzkohlemeilern sah man sehr selten.
Dies als kleiner Exkurs zu dem, was wir hier vor allem in Westafrika erlebt haben. Der Niokolo-Koba-Nationalpark ist aufgrund massiver Abholzung nur noch ein Schatten seiner selbst. Zurzeit stehen wir am nördlichen Ende des 9130 Quadratkilometer großen Parks, der seit 1981 zum Weltnaturerbe der UNESCO gehört. Wegen eines geplanten Staudamms und der vorherrschenden Wilderei wurde er 2007 in die Liste des gefährdeten Welterbes aufgenommen. Leider ist die Dezimierung der Tierwelt so gravierend, dass es sich kaum noch lohnt, den Park zu besuchen. So lebten im Park einst über 700 Elefanten. Heute sind es gerade noch 10%. Mehr noch, am Rande des Nationalparks werden offenbar Großwildjagden angeboten, damit die meist aus Europa stammenden Großwildjäger auf ihre Kosten kommen. Manchmal sind es nicht nur die um ihr Überleben kämpfenden Einheimischen, die das Wild und seinen Lebensraum stark dezimieren.
Trotz all dieser widrigen Umstände haben wir schon Flusspferde gesehen und waren sehr fasziniert von ihrem Verhalten im und unter Wasser. Sehr oft tauchen sie einfach für längere Zeit ab und wenn man Glück hat, sieht man noch ihren Schatten, der im Wasser entsteht. So kann man sie verfolgen und, wenn sie wieder auftauchen, mit der Kamera festhalten. Wir nehmen diese faszinierenden Tiere, deren nächster Verwandter die Wahlfisch sein soll, in unseren Herzen mit nach Hause und hoffen, dass sie noch lange hier am Gambia River ihren Lebensraum finden können. Es wäre sehr schade, wenn dieses so andere Lebewesen von hier verschwinden würde. Die Kinder hier haben jedenfalls großen Respekt vor den Hoppos.
Das wurde besonders deutlich, als ich abends mit Adia spazieren ging und die Kinder mich begleiten wollten. Als ich nach einiger Zeit am Gambia River entlang ging, wurde ich lautstark aufgefordert, nicht weiter zu gehen! Dass es zu gefährlich für mich wäre, wenn ich weitergehen würde. Von diesem Moment an blieben sie mit großem Respekt etwa 100 Meter hinter mir, um mir immer wieder zuzurufen, dass ich unbedingt umkehren müsse. In mir waren 2 Herzen, sollte ich umkehren um die Flusspferde nicht an Land zu sehen oder sollte ich meiner Neugierde folgen um die Flusspferde vielleicht doch einmal außerhalb des Wassers zu sehen. Nachdem mich die Jugendlichen so bedrängten, entschied ich mich doch lieber umzudrehen. Ich erinnerte mich daran, dass das gefährlichste Tier für den Menschen nicht der Löwe ist, sondern eben die Flusspferde.
Leben am und auf dem Gambia River
Von den Flusspferden war schon die Rede. Auch von der Zivilisation und dem Einfluss der Menschen in den Dörfern hier auf die Natur und die Tierwelt. Die Flusspferde leben etwa 200 Meter von den Menschen entfernt, die ihre Wäsche am Gambia waschen müssen. An dem Fluss, an dem sie auch ihre persönliche Hygiene betreiben und sich waschen. Dürfen wir diese Menschen für ihr Verhalten verurteilen, wo sie doch täglich ums Überleben kämpfen und sich Sorgen um ihre Nahrung machen müssen? Dass gerade sie die Umwelt besser schützen müssen, um uns die Welt mit den Flusspferden zu erhalten?
Hier liegt es an uns, ob wir nur Alibiübungen machen, wie Parks zum UNESCO-Weltnaturerbe zu erklären, aber den Menschen, die hier leben müssen, die Lebensgrundlage nehmen. Wir müssen ihnen helfen, Alternativen zu finden, damit sie ihr tägliches Essen noch warm zubereiten können.
In der Theorie wird viel über Entwicklungshilfe geredet. Unsere Ausreden sind auch schnell parat. Immer wieder höre ich den Satz, sind wir sicher, dass das Geld wirklich ankommt? Diese oder ähnliche Aussagen werden für mich zur Farce, wenn man die Armut und den Überlebenskampf der Menschen hier sieht. Wie ihnen in westlich geführten Goldminen das Gold gestohlen wird.
Sie dürfen dort nur für einen Hungerlohn arbeiten, der nicht einmal das Überleben sichert. Vom Gewinn der Mine bleibt nur ein kleiner Bruchteil in Afrika. Unsere Börsenkurse sind uns wichtiger als der Überlebenskampf der armen Bevölkerung. Börsengewinne gibt es nur, wenn andere verlieren! Mehr noch: Sie dürfen nicht selbst in der Erde graben, obwohl Ihnen die Erde hier einmal gehört hat! Unkritisch betrachtet ist das sicher alles legal.
Sie selber dürfen legal nur im Fluss nach Gold suchen, indem man das Gestein im Gambia River wäscht, um vielleicht einmal das Glück zu haben, einen Goldkrümel zu finden.
Die Frauen waschen ihre Wäsche im Fluss, weil das Wasser im Fluss kostenlos ist. Eigentlich hätte man Wasser auch im Dorf! Aber sie müssen dafür bezahlen und manchmal müssen sie sich entscheiden, ob sie das Wasser aus dem Hahn lassen, um die Wäsche zu waschen oder dem eigenen Kind etwas zu essen kaufen zu können. Das ist der Teufelskreis, in dem man sich befindet. Für uns ist es vielleicht sogar nostalgisch zu sehen, wie sich Frauen im Fluss abmühen, um ihre Wäsche zu waschen. Wer von den Lesern möchte das jeden Tag tun?
Wir reisen, um Menschen kennen zu lernen und ihre Kulturen besser zu verstehen. Dabei dürfen wir aber nicht die Augen davor verschließen, dass wir uns in einem Land befinden, das unsere Hilfe bitter nötig hat. Dass wir nicht nur ihr tägliches Lächeln trotz der immensen Armut bewundern. Täglich werden wir mehrmals um ein Geschenk gebeten. Und jeden Tag müssen wir ablehnen, sonst hätten wir das ganze Dorf vor unserer Tür versammelt.
Ich schreibe dies auch vor dem Hintergrund meines Gewissens, dass wir etwas bewegen müssen! Wir können und dürfen die Augen nicht vor der Armut und Not verschließen. Es wird uns einholen oder hat uns schon eingeholt, dass alle nach Europa auswandern wollen. Nicht mit einzelnen Geschenken können wir etwas bewegen! Mit Taten mit dem Hintergrund ihnen zu helfen, sich selbst eine Lebensgrundlage zu schaffen, ohne zuerst auf den Börsenkurs schauen zu müssen! Eine Lebensgrundlage nicht mit der Ausbeutung von Bodenschätzen um zu sagen wir bieten dafür ja Arbeitsplätze.
Auf wie viel können wir selbst verzichten, ohne dass es uns wirklich weh tut? Ideen und Projekte, die nachweislich etwas bewegen, gäbe es genug. Solche haben wir persönlich gesehen und besucht. Die Menschen hier schenken uns ihr lächeln und ihre Offenheit gegenüber uns. Was können wir zurückgeben?
Der Strand von Saly
Am Strand von Saly, ca. 30 km südöstlich von Dakar, dürfen wir neben dem Restaurant von Sascha campen. Dieser freundliche und zuvorkommende Senegalese hat uns erlaubt, unser Camper neben seinem Restaurant zu parkieren. Dieser wunderschöne Strandabschnitt, den wir lieben gelernt haben, ist übersät mit Hotels, die bis an den Strand reichen. Leider hat Corona dazu beigetragen, dass viele Hotels schließen mussten, weil sie die Instandhaltung während der Corona-Zeit nicht mehr finanzieren konnten und so dem Verfall preisgegeben sind. Hier zeigen sich besonders deutlich die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen, die auf Angst und Schrecken basierten und viele Menschen, die vorher Arbeit hatten, in bittere Armut stürzten. Diese Szenarien und Auswirkungen auf die Menschen, die hier alles verloren haben, die man doch schützen wollte, werden bei uns kaum diskutiert und unsere Presse schweigt zu diesem Thema. Vielleicht vor dem Hintergrund, dass auch sie viel dazu beigetragen hat, dass weltweit eine Corona-Hysterie entstanden ist. Bei uns wird immer nur über Maßnahmen berichtet oder diskutiert, die in der Schweiz Auswirkungen hatten. Dass besonders, touristische 3 Welt Länder immer noch mit Corona Auswirkungen zu kämpfen haben, hört man kaum. Diese Länder leiden heute noch unter den Maßnahmen die bei uns beschlossen wurden. Nach unserer Schätzung sind sicher 1/3 der Hotels geschlossen und werden kaum mehr geöffnet, weil sie ohne Unterhalt sehr schnell verfallen. Dass heute Kinder in Fischerbooten ihr Nachtlager suchen müssen, sieht man erst, wenn man direkt hier lebt und spät abends am Strand entlang geht. Ich denke, der normale Tourist hier in den Hotels, sieht diese Verelendung kaum, da er ja geschützt unter Palmen beleuchtet sein Abendessen einnehmen kann. Die Strandwächter vor den Hotels lassen kaum zu, dass der Tourist solche Bilder der Verarmung sieht. Auch die Stromausfälle werden von den Hotels mit ihren Generatoren überbrückt, so dass die Gäste nicht merken, wenn der Strom mal wieder ausfällt.
Würde der Tourist es wagen, auch abends am Strand spazieren zu gehen, würde er neben der Armut auch religiöse Zeremonien am Strand sehen, die für uns kaum erklärbar sind. So laufen etwa 10 Männer am Strand im Kreis und singen eintönige religiöse Lieder zu Ehren Allahs, wobei sie sich die Ohren zuhalten, um ihre eigene Stimme besser hören zu können. 24 Stunden sollen diese Rituale gehen damit sie Allah naher kommen.
Wir sind hier angekommen, in einem Land der krassen Gegensätze. Von Armut und Reichtum, von Religion und käuflicher Liebe, die hier den Frauen wie den Männern angeboten wird. Wir dürfen dies nicht verurteilen, denn dies geschieht sehr oft um die Familie zu ernähren oder dass sie überleben können.
Das Tam Tam - Trommeln in Westafrika
Warum mich das Tam Tam oder die Musik Westafrikas so fasziniert, kann ich nicht einfach in einem Satz wiedergeben. Die Trommelmusik oder eben das Tam Tam wirkt wie ein Magnet, dem ich mich nicht entziehen kann. Vielleicht sind es ganz alte Gefühlsebenen, «Instinkte», die in mir geweckt werden, wenn ich dem Tam Tam lausche. Auf der Suche nach einer Erklärung für die Faszination des Tam Tam habe ich im Internet folgendes gefunden:
Afrikas kollektives Gedächtnis
Mit dem Begriff Tam Tam verbindet sich die Assoziation, dass wieder einmal eine kulturelle Praxis in Afrika mit einem lautmalerischen Begriff infantilisiert wird. Tatsächlich bezeichneten die europäischen Kolonialherren das Trommeln der unterworfenen Afrikaner als "sinnloses Tam Tam". In diesem Ausdruck stecken jedoch zwei unbeabsichtigte Wahrheiten: Zum einen bezeichnen die Afrikaner selbst ihre Trommelkultur als Tam Tam, zum anderen konnten die Kolonialherren das Trommeln nur deshalb als "unsinnig" bezeichnen, weil sie es nicht verstanden. Sie konnten nicht begreifen, dass die Trommel mehr ist als nur ein Instrument. In der Tradition vieler afrikanischer Kulturen ist das Tam Tam nicht nur fester Bestandteil von Festen, Zeremonien und Ritualen, sondern auch einer komplexen und vielsprachigen Kommunikation.
Eintauchen in die Stimmung des Tam Tam
Für mich ist es eine direkte Kommunikation, nicht nur über den Klang der Trommel! Ein Tam Tam kann einen Europäer wahrscheinlich erst dann wirklich faszinieren, wenn er zum ersten Mal die Tänze der Frauen sieht, die sich dem Tam Tam hingeben. Dann wird das Tam Tam nicht nur zu einer wie oben beschriebenen einfachen Abfolge von Tönen, sondern zu einer ineinander fließenden Kommunikation zwischen den Trommlern, den Tänzern und dem Publikum, das daneben mitgerissen wird. Man fühlt sich eins mit der Atmosphäre, die einen umgibt, und die Gedanken, die man immer zu kontrollieren versucht, sind nicht mehr spürbar. Wir verlieren die Kontrolle über uns und tauchen ein in die vibrierende Stimmung und lassen uns treiben. Wir sind eins, die Tänzer, das Tam Tam und das Publikum.
Das Tam Tam liegt im Blut
Dass Trommeln nicht nur Erwachsene in ihren Bann ziehen, haben wir gestern erfahren, als wir am Strand entlang liefen und schon von weitem das Tam Tam hörten. Dass uns diese Klänge keine Ruhe ließen, versteht sich fast von selbst. Trommeln und das auch noch in der Gegend von Saly, dass muss schon etwas Besonderes sein! Wir spürten sofort, dass hier nicht für Touristen getrommelt wurde, um eine Show abzuliefern, sondern dass hier getrommelt wurde, um die eigene Kultur zu leben. Wir merkten sehr schnell, dass das Publikum, das im Keris um die Trommel stand, Einheimische sein mussten. Als wir näher kamen, erlebten wir ein von der Schule organisiertes Fest, das vor allem für die Kinder und ihr kulturelles Umfeld organisiert wurde. Sehr schnell wurde uns klar, dass das Tam Tam im Blut eines jeden Afrikaners liegt. Bewegungen, die ein Europäer nur mit großer Anstrengung so ausführen könnte. Der Rhythmus, die Hingabe und die Freude sprangen auf uns über. Die Atmosphäre, die von Lebensfreude erfüllt war, können wir kaum in Worte fassen. Wie gerne würden wir uns auch einmal so hingeben und die Freude und Spontaneität spüren. Aber leider sind wir Schweizer und unsere Erziehung und unser Taktgefühl lassen es nicht zu, dass wir so vor dem Tam Tam herumspringen. Aber träumen ist erlaubt!
Bandia und die Fotosafari
Das private Reservat von Bandia ist ein kleines Juwel des ökologischen Erfolgs, dank der erstaunlichen Regeneration seiner Flora und der Wiederansiedlung großer afrikanischer Säugetiere, von denen einige seit Jahrhunderten aufgrund des demographischen Drucks und der Wilderei ausgestorben waren. Er liegt 65 km von Dakar und 15 km von Saly-Portudal entfernt an der Hauptstraße (N1) in Richtung Mbour und Casamance.
Manche Besucher, die den Ngorogoro in Tansania kennen, sagen, dieser Park sei sein kleiner Bruder. Das Reservat von Bandia ist bekannt dafür, dass man auf sehr kleinem Raum eine sehr erfolgreiche Fotosafari machen kann. Der Park macht die mythische afrikanische Tierwelt für jedermann zugänglich. Auf 3.500 Hektar überraschen uns Horden großer Antilopen und Gazellen in einer grandiosen Umgebung mit riesigen Baobabs, dornigen Büschen und kapriziösen Lianen.
Im Park
Diese und andere Lobeshymnen auf den Park haben uns davon überzeugt, dass wir ihn unbedingt besuchen müssen. Obwohl die Tiere in einem eingezäunten Areal leben, sollten wir sie hier, anders als in einem Zoo, in ihrer natürlichen Umgebung sehen. Schließlich sind wir im Senegal und der liegt in Westafrika in der gleichen Klimazone wie Ostafrika. Wir waren sehr gespannt, was uns hier erwartet.
Natürlich ist es ein Park und man muss Eintritt bezahlen. Aber wenn man die Preise in Kenia oder Tansania kennt, muss man sagen, dass hier eine Reise durch den Park den Geldbeutel nicht so sehr strapaziert wie in Ostafrika. Man muss auch nicht tagelang auf schlechten Pisten herumkurven, bis einem mal wieder eine Giraffe vor die Linse läuft. Es gibt auch die Momente des Staunens, wenn ein Nashorn ohne Horn den Weg kreuzt. Die Muskulatur und Kraft, die in diesem Tier steckt, ist faszinierend. Leider musste das Horn des Tieres dran glauben, dass selbst in diesem geschützten Park die Wilderer zuschlagen können. Auch Giraffen aus nächster Nähe vom Auto aus zu fotografieren oder Gazellen einfach nur zu beobachten ist ein Erlebnis. Plötzlich vergisst man, dass die Tiere zum Teil hier wieder angesiedelt wurden, weil sie von Großwildjägern oder Wilderern ausgerottet wurden. Man fühlt sich der Natur der Tiere und ihrer Umgebung sehr verbunden und wünscht sich, dass es wieder mehr solcher Gebiete gäbe. Leider ist auch hier der Druck der Zivilisation so groß, dass der Lebensraum für diese Tiere immer kleiner wird. Die Bevölkerungsexplosion, die besonders in Afrika zu spüren ist, trägt dazu bei.
Unsere Erfahrung
Wir haben die Zeit im Park sehr genossen und waren erstaunt wie schnell die Zeit vergangen ist. Heute können wir jedem, der sich einmal in den Senegal wagt, empfehlen, diesen Park zu besuchen, um einen kleinen Einblick in die Tierwelt zu bekommen, die auch hier in Westafrika einmal heimisch war. Dass dazu auch Tiere gehören, die dem Menschen gefährlich werden können, versteht sich von selbst und dieses Risiko sollte man eingehen! Denn die Natur und die Vielfalt der Tierwelt sollte erhalten bleiben. Und daran sollten wir auch in der Schweiz denken. Denn auch bei uns waren einst gefährliche Tiere wie der Wolf oder der Bär sehr heimisch. Das sollten wir nicht nur von den Afrikanern verlangen!