Guinea, das andere, das französischsprachige Guinea
Guinea, das andere, das französischsprachige Guinea ist für uns voller Erwartungen und Fragezeichen. So ist der Treibstoff und die Pisten ein sehr grosses Fragezeichen. Nach den letzten 70 km in Guinea-Bissau, die eine große Herausforderung waren, ging es mit den Schwierigkeiten am Zoll in Guinea los. Der Beamte der das Visum bearbeitete, wollte von uns 2 Kopien des Visums! Wir hatten aber nur eine! Er sagte, so könne er uns nicht einreisen lassen. Wir sollten uns erst Kopien besorgen.
Zum ersten Mal fühlten wir uns machtlos!
Wenn ich hier beschreiben müsste, wo wir uns befinden, würde jeder sagen, hier einen Kopierer zu finden ist unmöglich! Unsere Fahrzeuge stehen buchstäblich in einem Bachbett, das eine Straße sein soll und weit und breit nichts als Urwald und Gestrüpp.
Aber zum Glück haben wir ja noch den Zoll, wo die Fahrzeuge stehen und ich hatte mich schon vorher mit ihnen angefreundet und Witze über mein Alter gemacht. Wir gingen mit gesenktem Kopf zurück zum Zoll um ihnen zu sagen, dass wir keine Kopie des Visums haben.
Wie durch ein Wunder sagte mir der Zöllner, ich solle hier sitzen bleiben und er würde versuchen, uns zu helfen! Und plötzlich kam er zu mir und sagte er hätte eine Lösung! Ich müsse zu seinem Chef, den ich bis jetzt noch nicht gesehen habe, und der hat einen Kopierer vorbereitet, den er wohl schon lange nicht mehr gebraucht hat.
Jetzt dachte ich es kommt die Geldfrage! Ich stellte mir vor, dass das Kopieren sehr teuer werden würde!
Der Chef war ganz ruhig, hat eine erste, außerordentlich schlechte Kopie gemacht, aber es war eine Kopie! Niemand hat gesagt, wie die Kopie auszusehen hat. So hat der Tintenstrahldrucker, der kaum noch Tinte hatte, die begehrten Kopien für uns abgearbeitet. Wir konnten selbst kaum etwas lesen. Die Tinte hat wirklich sehr schwach gedruckt. Für uns war es wenigstens einen Versuch wert, so zum anderen Beamten der für das Visum zuständig war, zu gehen.
Fast hätte ich vergessen zu erzählen, was das Kopieren gekostet hat!
Der Chef des Zoll, wollte kein Geld von uns. Er wollte es für uns umsonst machen! Wir wollten es aber nicht umsonst! So bekam er von uns ein Schweizer Sackmesser geschenkt. Er freute sich ausserordentlich darüber, ein solch wertvolles Geschenk zu bekommen.
Der Beamte, der die Visa bearbeiten musste, schaute sich die Kopien sehr genau an, akzeptierte sie aber zu unserem Glück und drückte den ersehnten Stempel in den Pass. So konnten wir plötzlich wieder den Kopf heben und zurück zum Zoll gehen, der uns geholfen hatte, die Kopie zu bekommen. Der Zoll war nur noch Formsache mit dem Carnet de Passage.
Ich gab dem Zöllner meine Visitenkarte als Dankeschön und plötzlich musste ich 4 Karten verteilen, die erfahrungsgemäß sehr begehrt sind. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass eine Visitenkarte viele Probleme lösen kann.
Die Strasse von Guinea
Ich war schon öfters in Afrika, habe schon schlechte Strassen erlebt, so zum Beispiel im Kongo das frühere Zaire! Das was wir nun hier erlebten ist den Strassen im Kongo vor 30 Jahren gleich zu setzen. Jeder Feld oder Waldweg bei uns ist zum vergleich fast eine Schnellstrasse. So verwundert es einem nicht, dass wir kaum Fahrzeuge gesehen haben. Zum teil waren Teilstücke so schlecht das ich im Kirchgang fahren musste und Christine im Vorfeld aussteigen musste um die Situation vor Ort genauer an zu schauen. Sie musste kontrollieren, dass ich unten nicht aufsetzte oder das Auto zu kippen begann. Jede Übungsstrecke im Militär war nicht so schwierig zu bewältigen wie diese Passagen die wir zu Teil hier in Guinea vorfinden. Was wäre, wenn Regenzeit wäre! Ich denke ich hätte gedreht und der Mut hätte mich verlassen.
Aber die Hoffnung auf Besserung stirbt zu Letzt. Und plötzlich wieder Teilstücke die erlauben 80 zu fahren um wieder so schlecht zu werden das ein Stück von 40Km zwei Stunden in Anspruch nimmt. Guinea wäre ein Offroader Paradies mit dem Unterschied, dass hier es um wirklich lange Strecken geht, die einem und dem Fahrzeug alles abverlangen. Und diese Strecken müssen wir ja wieder zurück. Zur Zeit fahren wir pro Tag circa 100-150km um wieder einen Platz für die Nacht zu suchen.
Das Treibstoffproblem
Wie schon erwähnt, ein paar Eindrücke, wie die Menschen hier mit dem Problem des Treibstoffmangels umgehen müssen. Wie es sich anfühlt, keinen Treibstoff zu haben, können wir nur erahnen, wenn wir selbst einmal an einer Tankstelle anstehen müssen. Für uns ist eine Wartezeit von 10 Minuten kaum erträglich! Hier sind es Tage und mehr!
Das schöne Guinea
Es gibt so viele verschiedene Eindrücke, die wir verarbeiten und erleben dürfen. Schlechte Straßen sind das eine, einzigartige Landschaften das andere. Und Übernachtungsplätze, die einen die Strapazen der Straße vergessen lassen. Im Hochland von Guinea findet man zum Teil atemberaubende Landschaften, die in ihrer Form mit sanften Hügeln oder steil abfallenden Gebirgszügen einzigartig für Afrika sind. Guinea ist die Wasserkammer Westafrikas. Viele große und kleine Flüsse entspringen hier und münden schließlich in den Atlantik. Guinea würde den Besucher begeistern, wenn die Infrastruktur und das nötige Verständnis vorhanden wären, um jedem Besucher das Reisen und Verweilen so einfach wie möglich zu machen. Die Landschaft, die Freundlichkeit der Menschen wie auch das sogenannte Highlight sind in Guinea häufig zu finden.
Die Hotelanlage im Hochland. Hotel du Fouta in Dalaba
Auch das gibt es. Eine Übernachtungsmöglichkeit mit herrlicher Aussicht und eher kühlen Nächten in der tropischen Welt. Wir befinden uns weit über 1000m, was sich auch hier in einer niedrigeren Nachttemperatur widerspiegelt. Ein Swimmingpool und großzügige Speiseräume sind Annehmlichkeiten, die ein Reisender gerne in Anspruch nimmt. So haben wir uns entschlossen, nicht nur eine Nacht hier zu verbringen, sondern einen Tag Ruhe, den wir in vollen Zügen genießen.
Die Straßen werden immer besser.
Weiter in Richtung der Hauptstadt von Guinea werden die Straßen teilweise wieder besser und wir empfinden das Fahren wieder als angenehm, wenn die sogenannten Hupps oder Polizeikontrollen ein flüssiges Fahren verunmöglichen. Teilweise passieren wir größere Ortschaften, in denen die Menschen schon in Feierlaune sind und voller Hoffnung, dass Guinea den Afrika Cup gewinnen wird. Nicht nur das Hupen der lauten Plastikhörner, die einen erbärmlichen Lärm verursachen, sondern auch die unzähligen Fahnen Guineas, die von vielen Straßenverkäufern angeboten werden, lassen auch uns ein wenig in die Stimmung des «Afrika Cup» eintauchen. Diese Lebensfreude und Zuversicht finden wir in Europa selten.
Die Belohnung kommt zum Schluss, der Wasserfall «Le voile de la marie» in der Nähe von Seghea.
Von einer guten Straße biegen wir auf eine gute Piste ab, die es zum ersten Mal auch in Guinea gibt, an eine Stelle, wo beschrieben ist, dass es dort einen Wasserfall geben soll. Dort soll es auch eine Übernachtungsmöglichkeit geben.
Wasserfall und Übernachtungsmöglichkeit klingt doch gut.
Am Eingang befindet sich eine Schranke mit einer Stange als Absperrung. Der «Chef», der für den Wasserfall zuständig ist, erklärt uns, dass der Eintritt und die Übernachtungsmöglichkeit etwas kosten wird. Ohne wirklich zu wissen, was uns erwartete, zahlten wir das geforderte Eintrittsgeld. Dann durften wir auf einem schmalen, in den Wald geschlagenen Weg weiterfahren, der mich schon beeindruckte. Am Ende dieses Weges dann die Überraschung! Wir sollten eine Treppe hinunterfahren, um dann unten auf einem mit riesigen Bambusbäumen bewachsenen Plateau zu übernachten. Der Wasserfall war ca. 30 Meter entfernt, den wir von unserem Platz aus immer im Auge behalten konnten. Meine Bedenken waren schnell verflogen! Ich wollte an diesen Ort und unser Fahrzeug konnte es schaffen. Ich ignorierte die Bedenken der anderen und fuhr die Treppe hinunter. Ein kleiner Rempler an der Stufe, die zu hoch war, Rückwärtsgang wieder rein, um eine bessere Stelle für die Durchfahrt zu suchen. Und schon war es geschafft und der runde Plato erreicht.
Ein atemberaubender Platz nur für uns! Kaum zu glauben. Der Wasserfall stürzte ca. 40m in die Tiefe, eine natürliche Dusche, die man einfach nutzen konnte und musste! Keiner konnte widerstehen, sich unter diesen Wasserfall zu stellen.